1.Tagesablauf an höhere Temperaturen anpassen
Zu den sichersten Möglichkeiten, eine Überwärmung des Körpers zu verhindern, zählt die simple Meidung von Wärme, was oft bereits durch minimale Anpassungen des Tagesablaufs erreichbar ist. Statt sich unnötig der Mittagssonne auszusetzen, lassen sich viele Aktivitäten auf die kühleren Morgenstunden verlegen (wegen der Abkühlung über die Nacht meist der kühlste Zeitpunkt des Tages). Auch der späte Abend ist oft eine gute Alternative. Dazu gehört auch, dass man sich traut, z. B. eine geplante Wanderung mit Freunden einfach abzusagen, wenn klar ist, dass es zu heiß wird.
2.Trinken
Für Herzgesunde ist der Ausgleich von Flüssigkeitsverlusten an heißen Tagen und vor allem nach körperlicher Tätigkeit kein Problem. Das Durstgefühl sorgt dafür, dass rechtzeitig und genügend getrunken wird und binnen kurzer Zeit das Flüssigkeitsdefizit ausgeglichen wird. Ältere Menschen, bei denen das Durstgefühl häufig nicht ausgeprägt ist, müssen auf die Notwendigkeit zu trinken, direkt hingewiesen werden. Wie viel man im Sommer zusätzlich trinken soll, hängt von den jeweiligen Temperaturen und den körperlichen Aktivitäten ab und kann daher von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Als grober Anhaltspunkt werden bei Hitze oft 1 - 2 l zuzüglich zur sonstigen Trinkmenge genannt, wobei der tatsächliche Mehrbedarf insbesondere durch körperliche Aktivität auch deutlich höher ausfallen kann.
Um einen ungefähren Eindruck zu bekommen, wie hoch Ihr persönlicher Mehrbedarf durch körperliche Aktivitäten ist, können Sie folgende unkomplizierte Methode anwenden: wiegen Sie sich einfach vor dem Sport und ziehen Sie davon Ihr Gewicht nach dem Sport ab. Addieren Sie noch Ihre zwischenzeitliche Trinkmenge und Sie haben den Flüssigkeitsverlust. Wichtig ist, sich unbekleidet zu wiegen, damit die ausgeschwitzte Flüssigkeit in der Kleidung berücksichtigt wird. Da viele Waagen je nach Fußboden-Unebenheiten unterschiedliche Werte anzeigen, sollte die Waage zwischendurch nicht verschoben werden.
Hinweis: Bei Patienten mit einer Herzschwäche ist die Methode für die Festlegung der genauen Trinkmenge nur bedingt anwendbar. Da sie nicht selten wassertreibende Medikamente (Diuretika) einnehmen, kann es einerseits zu einem überschießenden Flüssigkeitsverlust kommen, begleitet von einem stärkeren Blutdruckabfall. Andererseits kann ein überschießender Flüssigkeitsausgleich die bereits vorhandene Herzschwäche verschlimmern. Zu beachten ist, dass je nach Herzschwäche-Grad bereits für normale Tage gemäß den Herzschwäche-Leitlinien der Europäischen Kardiologengesellschaft oft ein Limit von 1,5 bis 2 l pro Tag empfohlen wird, wobei dies in der Praxis sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Falls Sie unsicher sind, ob bei Ihnen überhaupt eine Herzschwäche vorliegt, fragen Sie uns. Achten Sie bei einer Herzschwäche des Weiteren darauf, sich täglich zu wiegen. Dadurch bekommen Sie schnell ein Gefühl, welche Schwankungen bei Ihnen normal sind.
3.Regelmäßig Blutdruck messen
Wird Ihnen beim Aufstehen bzw. Aufrichten kurz "schwarz vor Augen", deutet dies auf einen kurzzeitigen Blutdruckabfall hin. Das kommt dadurch zustande, dass das Blut beim Aufstehen- der Schwerkraft folgend - aus dem Gehirn in die Beine sackt. Normalerweise wird dies innerhalb weniger Sekunden durch eine Gegenregulation wieder in Ordnung gebracht:
- Die Blutgefäße in den Beinen ziehen sich zusammen und drücken so das Blut wieder nach oben zum Herzen.
- Das Herz schlägt schneller und kräftiger und leitet das Blut wieder zurück in das Gehirn.
Bei herzkranken Menschen sowie bei Patienten mit einem hohen Blutdruck ist diese Gegenregulation häufig aus folgenden Gründen gestört:
- Sie erhalten Medikamente, die eine Weitstellung der Blutgefäße bewirken. Entsprechend können sich die Gefäße nach dem Aufstehen nur unzureichend zusammenziehen.
- Sie nehmen Medikamente ein, die das Blutvolumen im Körper herabsetzen (Diuretika). Wenn somit weniger Blut vorhanden ist und die Blutgefäße weit gestellt sind, wird der Rückstrom des Blutes zum Herzen erheblich erschwert. Wenn darüber hinaus das Herz geschwächt ist, kann das Blut nicht schnell genug zum Gehirn zurückgepumpt werden. Diese Störung der Herzkreislaufregulation wird verstärkt, wenn hohe Temperaturen die Gefäßweitstellung fördern und ein verstärktes Schwitzen dem Körper zusätzlich Flüssigkeit entzieht.
Empfehlung: Wer Blutdrucksenker einnimmt und an heißen Sommer-Tagen trotz ausreichender Trinkmenge auffallend niedrigere Blutdruckwerte feststellt, sollte seinen Hausarzt nach einer vorübergehenden Reduktion seiner Medikamente fragen.
Tipp: Messen Sie über das Jahr regelmäßig Ihren Blutdruck und notieren Sie die Werte. Eine übersichtliche Darstellung erleichtert dem Arzt die Einschätzung, ob bei Ihnen im Sommer die Blutdruck-Medikamente reduziert werden sollten.
4. Für Abkühlung sorgen!
Regelmäßige Abkühlung kann an heißen Tagen für eine deutliche Entlastung des Herz-Kreislauf-Systems sorgen. Gute Tipps sind z.B.: 1. Kühle Räume aufsuchen 2. Kühl duschen/baden* 3. Feuchtes T-Shirt überziehen *Bei der Wassertemperatur wird oft lauwarmes Wasser empfohlen, um nicht über Hautreflexe die körpereigene Wärmebildung anzuregen, wobei der Begriff lauwarm nicht eindeutig definiert ist. Wir empfehlen daher, vor allem nach Gefühl vorzugehen. Z. B. kann man sich einfach ein Bad einlassen, das sich weder warm noch kalt anfühlt und bei dem man nach kurzer Eingewöhnung kühleres Wasser hinzulaufen lässt.
6. Richtige Kleidung:
Wichtig ist, dass man an heißen Tagen die körpereigenen Kühlfunktionen nicht behindert. Kühlung über die Haut inkl. der Bildung von Verdunstungskälte durch Schwitzen funktioniert umso besser, je weniger Haut von Kleidung bedeckt ist und je luftiger und lockerer die Kleidung sitzt, damit der Wind bestmöglich am Körper entlangstreichen kann ( Baumwolle-keine synthetischen Materialien).
5. Bewegung?
Zu den besten Möglichkeiten, das Herz-Kreislauf-System für heißere Tage fit zu machen, zählt regelmäßige Bewegung. Schon 30 Minuten am Tag können erhebliche Verbesserungen bringen. Viele Menschen werden damit auf ganz einfache Weise nicht nur insgesamt leistungsfähiger, sondern erfahren auch direkt im Anschluss an die sportliche Betätigung eine deutliche Erfrischung. Zu empfehlen ist z. B. regelmäßiges Walken, Radfahren, Joggen und im Sommer als besonderer Tipp Schwimmen, das wegen des intensiven und großflächigen Wasserkontakts mit der Haut besonders belebend wirken kann. Viele Menschen nutzen das Schwimmen daher auch für einen aktiven Start in den Tag - insbesondere, wenn im Sommer viele Freibäder für Frühschwimmer zeitiger öffnen.
Wichtig: Muskelaktivität, wie sie beim Sport erfolgt, zählt zu den größten Wärme-Quellen des Körpers. Bei einem vorbelasteten Herz-Kreislauf-System sollte man sich daher an heißen Tagen mit Sport ausnahmsweise zurückhalten. Je nach Temperaturen kann es dann entweder sinnvoll sein, tageweise komplett auf Sport zu verzichten oder die körperlichen Aktivitäten auf die kühleren Morgenstunden zu verschieben bzw. erst für den Abend einzuplanen, wenn die Luft ausreichend abgekühlt ist. Walking- und Fahrrad-Einheiten lassen sich außerdem in kühlere Umgebungen wie Parkanlagen oder den Wald verlegen.
In diesem Sinne, lassen Sie uns den Sommer genießen!
Herzlichst Dr. Claudia Sebald und Team